Empfehlungsmarketing – Wie Sie in 9 Schritten Ihre Mitarbeiter an Bord holen

von Daniel Hannig

Was war das letzte Erlebnis, von dem Sie unbedingt Ihren Freunden erzählen mussten? Haben Sie in einem Restaurant besonders gut gegessen oder einen spannenden Film gesehen? In der Regel wollen Menschen außergewöhnliche Erfahrungen unbedingt mit anderen Leuten teilen. Gerade im Zeitalter von Social Media will jeder Geschichten erzählen, die ihn gut aussehen lassen oder neue Einblicke und Erfahrungen schildern.

Forscher und Kundenstratege Esteban Kolsky ist der festen Überzeugung, dass 72 % der Kunden, die positive Erfahrungen mit einem Unternehmen gemacht haben, mindestens 6 anderen Personen davon berichten. Damit ist Mundpropaganda ein wirksames und insbesondere kostengünstiges Marketing-Instrument, das den Bekanntheitsgrad Ihrer Marke exponentiell zu erhöhen vermag. Eine authentische, weil persönliche Empfehlung kann für Ihr Unternehmen äußerst wertvoll sein. Aus diesem Grund sind Bewertungen auf E-Commerce-Webseiten imstande, den Verkaufserfolg eines Produkts maßgeblich zu beeinflussen.

Per definitionem bedeutet Empfehlungsmarketing, dass ein Unternehmen insbesondere durch seine Mitarbeiter beworben wird. Das Empfehlungsmarketing nimmt dabei die Konzepte des traditionellen Word-of-Mouth-Marketings auf und trägt sie ins Unternehmensinnere hinein. Unternehmen etablieren immer mehr Programme, um Mitarbeiter dazu zu ermutigen, positive Botschaften über ihr Unternehmen zu verbreiten. Die Markenloyalität der Mitarbeiter kann durch Zusatzleistungen oder Incentives wirksam gefördert werden. Ihre Mitarbeiter sind das Gesicht Ihrer Marke. Sie entwickeln Ihre Produkte, leben Ihre Unternehmenskultur und investieren Jahre ihres Lebens in die Mission des Unternehmens. Die individuellen Erfahrungen eines Arbeitnehmers sind vertrauenswürdiger und überzeugender als jede klassische Werbekampagne. Ihre Mitarbeiter helfen also dabei, Ihre Marke aufzubauen, zu positionieren und zu pflegen.

Mitarbeiterempfehlungsprogramme haben sowohl interne als auch externe Nutzen für Ihr Unternehmen. Die Empfehlung eines Mitarbeiters kann qualifizierte Talente davon überzeugen, sich bei Ihnen zu bewerben. Einige dieser Bewerber, die über Teammitglieder angeworben wurden, sind aufgrund der positiven Schilderungen anderer Mitarbeiter vielleicht sogar bereit, ein niedrigeres Gehalt zu akzeptieren. Nach außen können Ihre Mitarbeiter die Wahrnehmung Ihres Unternehmens positiv gestalten, indem sie als sachkundiger und informeller Sprecher/Botschafter auftreten. Sie können Ihre Produkte an Freunde und an die Familie weiterempfehlen und ehemalige Kunden zurückgewinnen, die möglicherweise eine negative Erfahrung gemacht haben. Die persönliche Verbindung, die Mitarbeiter zu Ihrem Unternehmen haben, ist ein Faktor, der eher skeptische Marktteilnehmer dazu bewegen kann, mit Ihrem Unternehmen in eine Geschäftsbeziehung zu treten.

Sie haben bestimmt schon einige der konventionelleren Ansätze zur Markenvertretung gesehen. Viele Unternehmen schenken ihren Mitarbeitern Pullis, Wasserflaschen und Hüte, die mit dem Firmenlogo versehen sind. Diese Artikel können in ihrer Anwendung ein großartiges Fotomotiv sein und die Reichweite Ihrer Marke exponentiell erweitern – beispielsweise über die Beiträge Ihres Teams in den sozialen Netzwerken. Es reicht jedoch nicht aus, Ihr Logo einfach auf ein weißes T-Shirt zu kleben. Um das Beste mit Ihren unternehmensspezifischen Artikeln zu bewirken, müssen Sie sicherstellen, dass diese aufmerksamkeitsstark gestaltet sind. Wenn das Logo Ihres Unternehmens tatsächlich auf Instagram-Feeds erscheinen soll, müssen die Sachen auch gut aussehen. Es lohnt sich nicht, diese Artikel für viel Geld anzuschaffen, wenn sie nur in irgendeiner Ecke verstauben. Versuchen Sie Ihren Mitarbeitern Firmenartikel zu geben, die funktionell sind und gut aussehen.

Einige der erfolgreichsten Unternehmen fördern das Engagement der Mitarbeiter, indem sie Gelegenheiten schaffen, bei denen Mitarbeiter diese Artikel in ihrer Anwendung zeigen. Lassen Sie uns einen Blick darauf werfen, wie einige der wichtigsten Marken diese Strategie des Empfehlungsmarketings ausschöpfen:

ZapposAls Unternehmen, das für seine fortschrittliche und hoch motivierende Unternehmenskultur bekannt ist, ist Zappos stolz darauf, seinen Mitarbeitern die Freiheit zu geben, einige Alltagsbilder aus der Firma auf den Sozialen Medien zu teilen. Seien es nun das Kickoff-Meeting am Montagmorgen oder After-Work-Drinks auf der Terrasse, Zappos freut sich, wenn Mitarbeiter ihre arbeitsbezogenen Erlebnisse mit dem Hashtag #companyculture auf EyeZapp, ihrem mitarbeiterzentrierten Twitter-Account, veröffentlichen. Sie veröffentlichen sogar eine Rangliste mit den aktuellen Top-Social-Media-Performern des Unternehmens. Dieser transparente Ansatz hilft Zappos, einerseits Verbindungen zu Kunden herzustellen, andererseits locken solche positiven Botschaften auf Social-Media-Kanälen auch potenzielle Bewerber an.

DellDie Social-Media-Marketingstrategie von Dell wurde von Anfang an vom oberen Management unterstützt und hat sich positiv auf seine Unternehmenskultur ausgewirkt. Als eine der ersten Marken, die Social-Media-Monitoring einsetzten, erlaubte Dell es seinen Mitarbeitern, auch eigene Inhalte zu teilen, anstatt sie auf die vom Unternehmen bereitgestellten Beiträge zu beschränken. Diese Strategie ermutigt das Team, Inhalte, für die sie sich wirklich begeistern können, zu teilen. Dabei strebt Dell eine Quote von 20 % an Beiträgen an, die sich direkt auf die Marke beziehen. Die Strategie ist signifikant erfolgreich: Die teilnehmenden Mitarbeiter haben hunderttausende Klicks auf die Website und Blog-Posts von Dell verbucht.

Wie Sie ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm aufbauen

  1. Beginnen Sie mit der Auswahl einer kleinen Gruppe von engagierten Mitarbeitern innerhalb Ihres Unternehmens. Diese Mitarbeiter an Bord zu holen, ist sehr wichtig, da sie zu sogenannten „Early Adopters“ und „Content Sharers“ Ihres Programms werden sollen.
  2. Identifizieren Sie unter den engagierten Mitarbeitern diejenigen Führungskräfte, die ihre Teams in der Regel zu kreativer Zusammenarbeit motivieren. Diese Personen sollten, unabhängig von Position oder Titel, die sein, zu denen Kollegen kommen, wenn sie Rat suchen, wenn es z. B. darum geht, Tipps für eine aktuelle Aufgabe oder die Teilnahme an einem bevorstehenden Projekt zu erhalten. Ihre Rolle als erste Markenbotschafter wird entscheidend sein, um andere Mitarbeiter an Bord zu holen.
  3. Nehmen Sie Kontakt zu diesen Mitarbeitern auf und sammeln Sie deren Input darüber, wie ihrer Meinung nach ein gutes Mitarbeiterempfehlungsprogramm aussehen könnte. Benutzen Sie dafür alle gängigen internen Kommunikationsmittel wie Blogs, Bulletin-Boards und Office-Newsletters.
  4. Initiieren Sie ein kleines Pilotprojekt mit den Vorschlägen dieser Mitarbeiter. Ein Projekt könnte ein wöchentlicher Newsletter sein, der den besten Content des Unternehmens vorstellt und mithilfe von Click-to-Share-Links zu Facebook, Twitter und anderen Social-Media-Seiten das Teilen der Inhalte noch leichter macht.
  5. „Tue, was funktioniert.“ – Nehmen Sie Verbesserungsvorschläge an und achten Sie darauf, welche Beiträge vermehrt geteilt werden. Holen Sie unternehmensweit Vorschläge darüber ein, wovon sich Ihre Mitarbeiter in Zukunft mehr Beiträge wünschen.
  6. Erwägen Sie, Inhalte von allen Mitarbeitern anzunehmen. Andere Mitarbeiter könnten sich von dem, was sie sehen, inspiriert fühlen und ebenfalls Inhalte teilen wollen. Während es eine gute Idee ist, das Erstellen von Content einer einzigen Person zuzuweisen, um Qualität und Konsistenz zu gewährleisten, werden Mitarbeiter aber auch eher Inhalte teilen, an deren Erstellung sie oder ihre Kollegen beteiligt waren.
  7. Erwarten Sie nicht, dass Mitarbeiter alles teilen, was sie sehen. Ermutigen Sie Mitarbeiter stattdessen, insbesondere die Inhalte zu teilen, für die sie sich am meisten interessieren (wie im vorherigen Beispiel der Firma Dell). Das könnten Projekte sein, an denen sie mitgewirkt haben, Blog-Posts, die sie lustig finden, oder Jobangebote, die ihren Freunden gefallen könnten. Wenn Mitarbeiter das unter Kontrolle haben, was sie teilen, stehen sie auch eher persönlich dahinter. Außerdem ist es weniger wahrscheinlich, dass ihre gemeinsamen Freunde sehen, dass dieselben Inhalte in einer Flut von identischen Statusaktualisierungen im Feed auftauchen.
  8. Es geht nicht nur um die Arbeit. Während es eine großartige Idee ist, ab und zu die zentralen Werte Ihres Unternehmens hervorzuheben, sind informelle Inhalte wie zum Beispiel Fotos von Bürohunden auf eine gewisse Art genauso wichtig wie der Artikel über Ihre letzte Veranstaltung. Denken Sie daran, dass es dabei ebenso um die Entwicklung und das Vermitteln Ihrer Unternehmenskultur wie um die Hervorhebung der guten Arbeit Ihres Teams geht.
  9. Seien Sie geduldig. Ein gutes Mitarbeiterempfehlungsprogramm braucht Zeit. Wenn man sich zu sehr bemüht, das organische Wachstum zu beeinflussen, kann dies langfristige negative Auswirkungen haben. Die übertriebene Jagd nach Likes kann Ihre Mitarbeiter dauerhaft negativ stimmen und das konstante Teilen von immer neuen Inhalten kann sie künstlich erscheinen lassen. Teilnehmende Mitarbeiter können beispielsweise mit einer öffentlichen Wertschätzung im internen Newsletter oder attraktiven Geschenkkarten für Content-Ersteller belohnt werden.

Ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm ist eine großartige Möglichkeit, die Persönlichkeit Ihrer Mitarbeiter zur gezielten Verbreitung Ihrer Markenbotschaft und damit Ihrer Marke selbst zu nutzen. Es kann auch als interessantes Nebenprojekt initiiert werden, das der täglichen Arbeit eine willkommene Abwechslung bietet. Es gibt Mitarbeitern die Möglichkeit, kreativ zu sein und anders zu denken, als sie es normalerweise in ihrer Rolle tun. Lernen Sie die Individualität Ihrer Mitarbeiter wertzuschätzen – für Ihre Kultur, für Ihr Team und für Ihren Wettbewerbsvorteil.

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