Effektive Maßnahmen, die Sie gegen Mikromanagement ergreifen können

von Daniel Hannig

„Mikromanagement ist das Motivationsäquivalent zum Kauf auf Kredit. Sie genießen jetzt ein besseres Produkt, aber zahlen später einen noch höheren Preis dafür.“ – Ron Friedman

Im ersten Teil dieser zweiteiligen Reihe über Mikromanagement haben wir die Anzeichen dafür aufgezeigt, dass Sie möglicherweise für einen Mikromanager arbeiten. Wir haben auch erörtert, wie viel Schaden ein Mikromanager am Arbeitsplatz anrichten kann. Heute werden wir Ihnen Tipps anbieten, wie Sie unter einem Mikromanager möglichst produktiv arbeiten können, und auch was Sie tun können, wenn Sie vermuten, selbst ein Mikromanager zu sein. Die erste Umfrage geht auf uns

Lassen Sie uns zunächst einige der Themen zusammenfassen, die wir im Blog der letzten Woche behandelt haben: den Umfang der Mikromanagement-Epidemie. Eine Studie berichtet, dass bereits bis zu 79 % der Mitarbeiter unter einem Mikromanager als Chef gearbeitet haben. Auch wenn wir die von einem Mikromanager festgelegten Regeln und Gebräuche akzeptieren und uns damit abfinden könnten, muss es nicht so sein. Ungeachtet dessen, wie machtlos wir uns auch fühlen mögen, kann Mikromanagement vermieden und sollte somit keinesfalls ignoriert werden.

Obwohl es vielleicht nicht so aussieht, ist Mikromanagement eher ein Symptom einer schwachen Führung als ein Zeichen von Stärke. Dominante, pingelige Manager tendieren zum Mikromanagement, um den eigenen Mangel an Selbstvertrauen und Autoritätsgefühl auszugleichen. Indem sie jeden Aspekt der Arbeit ihrer Mitarbeiter kontrollieren, geben sie wortlos zu verstehen, dass sie ihren Mitarbeitern nicht vertrauen. Wenn Mikromanagement eine Antwort auf eine echte Sorge um die Qualität der Arbeit ist, liegt es in der Verantwortung des Managers, die Ursache herauszufinden und Lösungen zu schaffen.

Das Unwesen eines Mikromanagers ist ein bedeutender Faktor bei Kündigungen. Laut der bereits erwähnten Studie haben 30 % der Mitarbeiter, die einen Mikromanager erlebt haben, deshalb ihren Arbeitsplatz gekündigt. Die Fluktuation der Mitarbeiter ist teuer und ineffizient und kann der Unternehmenskultur immensen Schaden zufügen, sodass die Einstellung eines solchen Managers sehr nachteilig für das ganze Unternehmen ist.

So unklug Mikromanaging auch sein mag, es kann schwierig sein, das Problem zu lösen, da Mitarbeiter nicht als Nörgler wahrgenommen werden oder nicht den Anschein erwecken wollen, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Hinzu kommt, dass die Mitarbeiter, die bleiben, dies oft nur tun, weil sie sich in der Situation gefangen fühlen: Wenn sie irgendwann aufgrund schlechter Bedingungen unter einem chronisch unzufriedenen Vorgesetzten aufgeben und kündigen, könnte auch die Referenz für einen anderen Job nicht so positiv wie gehofft ausfallen. Derselbe Mikromanager wird als Chef wahrscheinlich kein Wissen oder keine Möglichkeiten weitergeben, die ihm eine Aufstiegsmöglichkeit in seinem derzeitigen Unternehmen ermöglichen könnten. All dies führt zu einer verminderten Produktivität und einem geringeren Engagement Ihrer Mitarbeiter.

Wie kann man also das Wirken eines Mikromanagers stoppen? Hier sind einige bewährte Methoden, damit Sie Ihre Unabhängigkeit behaupten und Ihrem Vorgesetzten das Vertrauen in Ihre Fähigkeit geben.

Wie man mit einem Mikromanager umgeht

  1. Versetzen Sie sich in dessen Lage.Denken Sie in erster Linie daran, dass Mikromanagement auf Unsicherheit beruht. Wenn Sie sich ein dickes Fell am Arbeitsplatz zulegen, ist es vielleicht möglich, das auf Sie einwirkende Mikromanagement eine Weile durchzuhalten. Befolgen Sie ihre Regeln, leisten Sie weiterhin hervorragende Arbeit, und Sie werden feststellen, dass Ihr Chef, schließlich lernt, Ihnen zu vertrauen. Das gibt Ihnen die Freiheit, unabhängig zu arbeiten.
  2. Bauen Sie Ihr Vertrauen organisch auf.Bestehen Sie darauf, richtungsweisende Projekte zu übernehmen, die eindeutig zu Ihrem Fachgebiet gehören und/oder von denen Sie sicher sind, dass Sie sie erfolgreich beenden können. Kommunizieren Sie regelmäßig Ihre Fortschritte. Auf diese Weise erhöhen Sie Ihr Interaktionsvermögen und stärken die Beziehung zu Ihrem Chef, der Ihnen folglich im Laufe der Zeit immer mehr vertraut. Dieses wachsende Vertrauensverhältnis kann dazu beitragen, dass Sie künftig für ähnlich wichtige Projekte verantwortlich sein werden.
  3. Überhäufen Sie ihn mit Informationen.Mikromanager wünschen sich in der Regel ständige Updates, Berichte und Check-ups. Geben Sie ihm genau das, was er will – und noch mehr. Senden Sie jede Stunde eine E-Mail, um ihm die aktuellen Informationen über Ihren Arbeitsstand zu übermitteln – noch bevor sie gefragt werden. Führen Sie Protokoll, um die Projekte, an denen Sie gearbeitet haben, lückenlos zu belegen. Dies bereitet nicht viel mehr Arbeit, da es ja ohnehin abgefragt würde, und es besteht nun die Möglichkeit, dass Ihr Chef es irgendwann einfach leid ist, von Ihnen zu hören und endlich aufhört, Sie zu nerven.
  4. Verstehen Sie das Gesamtbild.Die Unsicherheit Ihres Chefs kann auf geschäftskritische Bedenken zurückzuführen sein, die Ihnen vielleicht nicht bekannt sind. Führen Sie Ihre Recherchen durch, um herauszufinden, mit welchem „Gesamtbild“ sie es zu tun haben, und machen Sie es offensichtlich, dass Sie Ihre Rolle darin verstehen. Wenn Ihr Mikromanager sieht, dass Sie ein gesamtunternehmerisches Verständnis für die komplexen Themen der Firma haben, wird er mehr Vertrauen in Ihre Fähigkeiten setzen.
  5. Definieren Sie Erwartungen.Mikromanagement ist per definitionem, wenn ein Vorgesetzter zu viel Kontrolle über die kleinsten Arbeitsdetails seiner Mitarbeiter ausübt. Vermeiden Sie dies, indem Sie ein Treffen mit Ihrem Chef vereinbaren, um zu besprechen, was seine Erwartungen an Sie und Ihre Funktion im Unternehmen sind. Indem Sie ihn dazu bringen, seine Erwartungen zu formulieren, haben Sie die Möglichkeit, ihm Schritt für Schritt mitzuteilen, dass Sie mit ihm einverstanden sind und ihn verstehen. Sobald er konkret dargelegt hat, was er von Ihnen erwartet, liegt es an Ihnen, diese Ergebnisse zu liefern. Das ist die Art von Verantwortung, die Sie schließlich die ganze Zeit wollten.
  6. Sprechen Sie es an.Wie die meisten Probleme wird das Mikromanagement durch mangelnde Kommunikation verschärft. Es wird Ihnen nicht leichtfallen, aber das Gespräch mit Ihrem Chef könnte die schnellste Lösung darstellen. Beginnen Sie mit: „Ich wurde mit dem Abschluss dieses Projekts beauftragt und ich habe das Gefühl, dass Sie nicht darauf vertrauen, dass ich es erfolgreich zu Ende bringe.“ Wenn er sein Mikromanagementverhalten bestätigen oder fortsetzen möchte, sagen Sie ihm: „Das ist der Job, für den ich eingestellt wurde, und ich verdiene die Chance, es auf meine Weise zu tun – ohne Einschränkungen. Sobald es abgeschlossen ist, können wir uns abstimmen und über alle Probleme sprechen, die Sie eventuell mit meiner Leistung haben. Natürlich werde ich daraus lernen und diese Informationen in meinen nächsten Auftrag mitnehmen.“
  7. Spiegeln Sie das Verhalten Ihres Chefs wider.Achten Sie auf das Verhaltensmuster und den Kommunikationsstil Ihres Vorgesetzten, wenn er Kritik an Ihrer Arbeit übt. Sie sollten nach Möglichkeiten suchen, diese Muster auf eine seriöse und positive Art zu kopieren, um Ihren Fortschritt auf die gleiche Weise an ihn zu kommunizieren. Menschen fühlen sich bei anderen, die sich ähnlich wie sie selbst verhalten, am wohlsten. Es ist ein komplexes psychologisches Spiel und die Mikromanager werden hauptsächlich durch ein Verhalten befriedigt, das ihrem eigenen ähnelt. Sie werden anfangen, die von Ihnen erbrachten Ergebnisse so zu sehen, wie sie es von sich selbst erwarten würden.
  8. Bitten Sie um Verzeihung anstatt um Erlaubnis.Die Verinnerlichung der Kritik an einem selbst von einem überheblichen Chef ist ein häufiger Nebeneffekt des Mikromanagements. Es ist normal, an der eigenen Fähigkeit zu zweifeln, wenn jedes Detail ständig von einem Vorgesetzten hinterfragt wird. Irgendwann könnte es einfacher erscheinen, für jeden weiteren Schritt eine Genehmigung einzuholen. Erwägen Sie, den Kreislauf zu unterbrechen, indem Sie die Kontrolle über ein Stück Arbeit übernehmen und es nach bestem Wissen und Gewissen abschließen, bevor Sie um Feedback bitten. Was auch immer Ihr Chef über Ihre Arbeit zu sagen hat, das Endprodukt wird wahrscheinlich gut sein. Außerdem ist es einfacher, kleine Details zu optimieren, als ständig bei der Arbeit unterbrochen zu werden.

Denken Sie, dass Sie ein Mikromanager sein könnten? Keine Sorge, es gibt auch für Sie Lösungen. Erkennen Sie in erster Linie, dass die Einstellung „Entweder du tust, was ich sage, oder du fliegst“ keine Möglichkeit ist, um ein kollaboratives und geschlossenes Team zu führen. Hier sind ein paar einfache Strategien, um etwas Kontrolle abzugeben und zu lernen, Ihren Mitarbeitern zu vertrauen.

Wie Sie sich vom Mikromanagment abhalten können.

  1. Kein kalter EntzugSie haben Ihr Team so geschult, dass es bei jedem Schritt, den es macht, Ihren Input benötigt. Sie haben Ihren Mitarbeitern wie beim Fahrradfahren ein Paar Stützräder montiert, sodass die Erwartung, dass sie plötzlich alleine fahren müssten, sie überfordern würde. Gehen sie die Politik der kleinen Schritte, um immer mehr Kontrolle aufzugeben.
  2. Gehen Sie „Kontrollen” etwas lockerer an.Chefs benötigen keine ständigen Updates, um sich in der Fähigkeit ihrer Mitarbeiter, grundlegende Aufgaben erfolgreich zu erfüllen, sicher zu fühlen. Beginnen Sie damit, die Mitarbeiter wissen zu lassen, dass sie aus bestimmten Gründen nicht mehr einchecken und dass sie einige ihrer am wenigsten nützlichen und zeitaufwendigen Berichte nicht aktualisieren müssen.
  3. VereinfachenBeginnen Sie mit der Bearbeitung Ihrer instruktiven E-Mails. Wenn Sie ein Projekt versenden, gehen Sie zurück zu dem, was Sie geschrieben haben, und entfernen Sie die Stellen, an denen Sie Ihren Mitarbeitern – den Profis selbst – mitteilen, wie sie kleine Details zu erledigen haben. Bald werden Sie diese granularen Anweisungen natürlich weglassen – das ist ein großer Schritt, um Ihren Mitarbeitern ein höheres Maß an Unabhängigkeit zu belassen.
  4. DelegierenSenden Sie einfache Aufgaben ohne detaillierten Input, um die Fähigkeiten Ihrer Mitarbeiter auf die Probe zu stellen. Erhöhen Sie die Schwierigkeit und Vielfalt dieser Aufgaben, um ihre Stärken und Schwächen zu bestimmen, während Sie ihnen ihre Angst vor ihren Grenzen nehmen.
  5. Machen Sie etwas Platz in Ihrem Terminkalender frei. Als Kontrollfreak haben Sie einen vollen Kalender – ein Kontrolltermin jagt den anderen. Machen Sie etwas Platz in Ihrem Terminkalender frei, auf den Sie schon lange verzichtet haben. Ob es sich nun um unvollendete Arbeit oder eine Yogastunde handelt, füllen Sie Ihren Kalender damit wieder auf. Anstatt herumzusitzen und die Arbeit anderer manisch zu kontrollieren, werden Sie beschäftigt und produktiv sein, während die Arbeit um Sie herum trotzdem erledigt wird.
  6. Bitten Sie um Feedback. Befragen Sie Mitarbeiter und finden Sie heraus, was funktioniert und was nicht. Ihre Mitarbeiter werden wahrscheinlich Anregungen haben, die Ihnen helfen, weitere Fortschritte zu machen. Es wird für Sie gut sein, zu erfahren, wie Ihre Veränderungen die Arbeit und sogar das Privatleben Ihres Teams verbessert haben.

Wie auch immer Sie sich entscheiden, Ihren Mikromanager-Chef zu managen oder Ihr eigenes dominantes Verhalten unter Kontrolle zu bringen, verlieren Sie nicht die Hoffnung. Es ist möglich, das Mikromanagementverhalten zu ändern, ohne dass jemand kündigt, verrückt wird oder ausflippt. Ob es nun durch einen der oben genannten Vorschläge oder eine Kombination aus mehreren Methoden geschieht, hoffentlich sind Sie nach diesem Beitrag zuversichtlich, dass Sie einen Weg finden können, sich etwas zu entspannen und gelassener gegenüber Ihrer Arbeit und ihrer Rolle im Unternehmen zu werden.

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