Rekordverdächtig: Guinness World Record in Mitarbeitertreue

von Gastautor

Gute Mitarbeiter sind ein wertvolles Gut für Unternehmen. Einen erstklassigen Mitarbeiter zu finden, einzustellen, auszubilden und zu halten kostet viel Zeit und Geld – umso wichtiger ist es, dass gute Mitarbeiter möglichst lange im Unternehmen bleiben.

Einen neuen Rekord in Sachen Loyalität und Mitarbeitertreue hat jetzt Walter Orthmann aufgestellt: Der 100-Jährige arbeitet seit mehr als 84 Jahren in der gleichen Firma. Dafür erhielt er im Januar 2022 offiziell den “Guinness World Records”-Titel für die längste Karriere im selben Unternehmen.

Alles über den Lebensweg des Weltrekordhalters sowie einige Tipps und Tricks, mit denen Sie dafür sorgen können, dass Ihre Mitarbeiter ebenfalls Rekorde in Sachen Treue aufstellen (möchten), haben wir Ihnen in diesem Artikel zusammengestellt. Außerdem werfen wir einen Blick darauf, in welchen Branchen und Unternehmen Mitarbeiter besonders lange bleiben.

Walter Orthmanns Weg zum Guinness World Record

Am 6. Januar 2022 waren es 84 Jahre und 9 Tage, die Walter Orthmann im Dienste des Textilunternehmens RenauxView verbracht hat. Als Orthmann am 17. Januar 1938 im Alter von 15 Jahren begann, dort zu arbeiten, war das Unternehmen noch unter dem Namen Industrias Renaux S.A. bekannt.

Im Laufe der Jahre hat sich Orthmann vom Versandassistenten zum Verkaufsleiter hochgearbeitet – und gewann als Sahnehäubchen seiner Karriere schließlich einen “Guinness World Records”-Titel. Geschafft hat er das alles mit einer ordentlichen Portion Leidenschaft, Disziplin und Engagement.

Wenn es darum ging, etwas Neues zu lernen, war Walter Orthmann schon immer sehr enthusiastisch – egal ob in der Schule, die er auch im strömenden Regen barfuß besuchte, oder als er begann zu arbeiten, um seine Familie finanziell zu unterstützen. Charisma, Einfühlungsvermögen und Menschlichkeit machen ihn inzwischen zu einer starken Führungspersönlichkeit.

In seinen 84 Berufsjahren hat Walter Orthmann dabei viele Veränderungen miterlebt – im Unternehmen, im Land und auch allgemein in der Welt. Das Büro war und ist dabei sein Lieblingsort, so sagt er selbst. Der Brasilianer treibt jeden Tag Sport und führt ein ruhiges Leben, das ihm genug Vitalität und Energie gibt, auch im hohen Alter noch jeden Tag an seinen Lieblingsort zu fahren. Der Job, den er dort seit Jahren ausführt, gibt ihm ein Gefühl von Zielstrebigkeit, Engagement und Routine.

Was ihn so erfolgreich macht, ist auch, dass der Rekordhalter immer von Tag zu Tag lebt und an die Kraft der Gegenwart glaubt: Er plant wenig und steht ganz einfach jeden Tag auf, treibt Sport und geht zu einem Job, den er gerne macht. Oder um es in seinen Worten auszudrücken: Was zählt, ist das Hier und jetzt. Also lasst uns an die Arbeit gehen!

Here and now is what counts. So, let’s go to work!

Fragt man Orthmann nach einem beruflichen Rat, lautet seine Antwort: Man sollte ganz einfach für ein gutes Unternehmen und in einem Bereich arbeiten, in dem man sich motiviert fühlt.

Loyalität und Mitarbeiterfluktuation im Branchenvergleich

Grundsätzlich ist Fluktuation ein ganz natürlicher und unvermeidbarer Teil der Arbeitswelt. Mitarbeiter wie Walter Orthmann sind heute eher die Ausnahme, als die Regel.

Fluktuation birgt dabei einige Risiken für Unternehmen: Wertvolles Wissen geht verloren, Stellen müssen kostspielig neu besetzt werden und die Unternehmenskultur kann von ständigen Mitarbeiterwechseln negativ beeinflusst werden. Auf der anderen Seite bringen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber auch neue Sichtweisen und Impulse mit ins Unternehmen. So kann Fluktuation auch zu Wachstum beitragen und die Kreativität im Team stärken. Unter dem Strich geht es für Führungskräfte und Personaler immer darum, einen gesunden Mittelweg zu finden.

Vier treue Mitarbeiter halten die Hände vor dem Bauch über Kreuz und halten sich an den Händen

In Deutschland liegt die Fluktuationsrate seit Jahren auf einem ähnlichen Niveau, nämlich bei knapp über 30 Prozent. Schaut man sich die einzelnen Branchen genauer an, gibt es deutliche Schwankungen: Spielen für die Arbeit spezialisierte Kenntnisse keine große Rolle und besteht gleichzeitig eine stark schwankende Nachfrage nach Arbeitskräften (zum Beispiel in der Landwirtschaft oder der Gastronomie) ist die Fluktuationsrate besonders hoch.

Am extremsten ist die Fluktuation aber wohl in der Zeitarbeit: Hier wird bei einer Fluktuationsrate von 138 Prozent das Personal rechnerisch einmal pro Jahr komplett ausgetauscht. Zum Vergleich: In der öffentlichen Verwaltung werden pro Jahr nur 14 Prozent der Arbeitsplätze neu besetzt und auch im Finanz- und Versicherungswesen, in der Energieversorgung, im Gesundheitswesen und im verarbeitenden Gewerbe bleiben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihrem Arbeitgeber länger treu.

Ob Mitarbeiter lange bei einem Arbeitgeber bleiben oder schnell wieder wechseln, hängt aber nicht nur von der Branche ab, in der sie arbeiten, sondern auch vom Umgang eines Unternehmens mit seinen Mitarbeitern. Das zeigt ein Vergleich des Unternehmens PayScale, bei dem Unternehmen aus ein und derselben Branche ziemlich unterschiedlich abschneiden, wenn es um die Loyalität ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geht: Während die mittlere Betriebszugehörigkeit beim Finanzdienstleister AIG beispielsweise bei 5 Jahren liegt, bleiben Mitarbeitende bei VISA im Durchschnitt nur 1,8 Jahre. Ähnlich sieht es bei den beiden Technologie-Riesen Microsoft und Google aus: Bei Microsoft bleiben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Schnitt 4 Jahre, während die durchschnittliche Beschäftigungsdauer bei Google nur bei 1,1 Jahren liegt.

Zufriedene Mitarbeiter sind treue Mitarbeiter

Viele Studien zeigen, dass zufriedene und engagierte Mitarbeiter produktiver und innovativer sind und sich seltener nach neuen Jobs umschauen. Sie bleiben dem Unternehmen, in dem sie arbeiten, also tendenziell eher treu als unzufriedene Mitarbeiter. Das heißt: Mitarbeiterzufriedenheit bildet den Rahmen für eine starke Mitarbeiterbindung.

Treuer männlicher Mitarbeiter lächelt und macht Daumen-Hoch-Geste mit Kollegen im Hintergrund

Geschäftsführer und Personalverantwortliche, die dafür sorgen möchten, dass ihre Angestellten ihnen länger erhalten bleiben, sollten also darauf achten, dass diese im Unternehmen möglichst zufrieden sind.

Wie genau Sie die Mitarbeiterzufriedenheit im Unternehmen steigern können, lesen Sie hier.

Treue von Mitarbeitern stärken – so wertvoll sind Mitarbeiterbefragungen

Wissen Sie, wie hoch die Mitarbeiterfluktuation in Ihrem Unternehmen aktuell ist? Wie loyal sind Ihre Mitarbeiter wirklich? Um die Mitarbeiterbindung zu erhöhen, müssen Unternehmen heutzutage aufmerksamer sein und regelmäßig checken, was sie noch verbessern können oder wie sie besser auf die Bedürfnisse von Mitarbeitern eingehen können. Damit das gelingt, sollte man die Bedürfnisse zunächst einmal kennen.

#1 Status Quo erfassen

Um zu wissen, was Ihre Mitarbeiter brauchen, müssen Sie nachfragen – und bei der Antwort auch richtig zuhören. Besonders gut erfassen und auswerten lässt sich der Status Quo in Sachen Loyalität und Mitarbeiterzufriedenheit mit Umfragen. Über Online-Tools wie Honestly können Sie diese ganz einfach und schnell erstellen, durchführen und auswerten.

#2 In die Unternehmenskultur investieren

Nehmen Sie sich dann die Ergebnisse aus den Befragungen auch wirklich zu Herzen. Gehen Sie auf die Kritikpunkte, die Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ihnen möglicherweise offenbaren, ein und scheuen Sie sich nicht, in die Gesundheit und das Wohlbefinden Ihrer Mitarbeiter zu investieren. Offene Kommunikation und Feedback-Gespräche, eine angemessene Arbeitsbelastung, attraktive Zusatzleistungen, gute Aufstiegsmöglichkeiten und individuelle Anerkennung für gute Leistungen sind nur einige von vielen Faktoren, die in Sachen Mitarbeiterbindung den Unterschied machen können. An dieser Stelle zu investieren lohnt sich.

#3 Regelmäßig nachfragen

Das Wichtigste beim Thema Mitarbeiterzufriedenheit: Bleiben Sie dran! Nur einmal nachfragen und an einigen Punkten nachbessern reicht nicht aus, um Ihre Mitarbeitenden langfristig zu behalten. Führen Sie regelmäßig Mitarbeiterbefragungen durch und bleiben Sie jederzeit offen für Feedback und Anregungen. Sie müssen dabei nicht jedes Mal eine ausführliche Befragung durchführen: Kurze Pulsumfragen verhelfen Ihnen zwischendurch schnell zu einem Stimmungsbild und zeigen, ob Sie noch auf dem richtigen Weg sind.

Sie möchten noch mehr Informationen darüber, wie Sie Mitarbeiter langfristig binden können? Dann lesen Sie doch auch unseren Artikel “22 Tipps, um die Mitarbeiterbindung in Ihrem Unternehmen zu erhöhen”.

Guinness World Record in Mitarbeitertreue – FAQ

Was ist Mitarbeitertreue?

Mitarbeitertreue drückt die Bindung zum Arbeitgeber aus und äußert sich darin, wie lange jemand in einem Unternehmen bleibt. Denn: Es reicht nicht aus, nur geeignete Mitarbeiter zu rekrutieren, man muss auch Wege finden, deren Treue zu gewinnen und sie zu behalten.

Sind Mitarbeitertreue und Mitarbeiterloyalität dasselbe?

Mitarbeiterloyalität meint, dass Angestellte hinter einem Unternehmen stehen und das auch nach außen hin zeigen, indem sie sich für dessen Ziele einsetzen. Loyale Mitarbeiter sind ihrem Arbeitgeber nicht nur physisch, sondern auch im Herzen treu und bleiben deshalb meistens lange. Insofern resultiert Mitarbeitertreue oft aus Mitarbeiterloyalität.

Was ist der Guinness World Record in Mitarbeitertreue?

Der Guinness World Record in Mitarbeitertreue wird für die längste Zeit in ein und demselben Unternehmen verliehen. Er wurde zuletzt am 6. Januar 2022 an Walter Orthmann verliehen und liegt aktuell bei 84 Jahren und 9 Tagen.

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