Mit gutem Beispiel vorangehen: Wie kollaborative Führung Teams stärkt

von Daniel Hannig

Es gibt einige Qualitäten, die von einer Führungskraft erwartet werden: Sie sind entschlossen, halten Ordnung, initiieren Projekte, treiben die Strategie voran und treffen sinnvolle Entscheidungen, die Erfolg nach sich ziehen – aus gutem Grund haben Sie diese Führungsposition inne. Der Fehler an dieser Denkweise ist jedoch, dass in einem Team von zehn Personen somit nur eine Person die Macht hat, nach eigenen Vorstellungen zu handeln. Die anderen neun Mitarbeiter, so brillant sie auch sein mögen, sind vor allem für die Umsetzung der Vision ihres Managers verantwortlich. Sie fühlen sich vielleicht wohl dabei, eigene Ideen einzubringen, aber sie unterliegen der Zustimmung (oder Ablehnung) ihres Teamleiters.

Kollaboratives Management ist, wenn sich Führungskräfte die Verantwortung mit ihrem Team teilen und ihre Teams darauf ausrichten, als Kollektiv zu arbeiten – und sich nicht zu schade sind, sich auch mal die Hände schmutzig zu machen. Während auch traditionelle Führungskräfte oft Unterstützung leisten, um einen Termin einzuhalten oder eine Krise zu entschärfen, verschwimmen bei kollaborativen Führungskräften die Grenzen um ihre Führungsrolle, um störungsfrei Seite an Seite mit ihrem Team zu arbeiten.

Aber wie sieht kollaborative Führung in der Praxis aus?

Angenommen, ein Mitarbeiter kommt mit einem Problem zu Ihnen. Der Druck ist groß – eine erhebliche Verzögerung könnte einen Dominoeffekt auslösen, der den Rest ihres Teams und möglicherweise auch andere Abteilungen aufhält. Ein traditioneller Chef könnte überzeugt davon sein, dass der Mitarbeiter eigenständig eine Lösung finden sollte. Oder er hat vielleicht einfach nicht genug Zeit, um sich an der Lösung der Situation zu beteiligen.

Mit einem kollaborativen Manager sieht die Lage ganz anders aus: Er war die ganze Zeit beteiligt, sodass er nicht über das Problem informiert werden muss. Sein Team arbeitet als Gruppe zusammen und räumt ständig Hindernisse mit- und füreinander aus dem Weg, sobald sie entstehen. Für einen kollaborativen Leiter hat jede Aufgabe das Potenzial zur Teamarbeit. Sie verstehen, dass das Potenzial ihres Teams exponentiell zunimmt, wenn sie die Arbeit auf Teamebene und nicht auf individueller Ebene angehen und sogar die hierarchischen Grenzen zwischen den verschiedenen Positionen verschwimmen lassen. Wenn die Kreativität der Beteiligten kombiniert wird, ist der Output größer als die Summe der einzelnen Teile.

„Es ist wahr, dass man am besten und am schnellsten erfolgreich sein kann, wenn man anderen dabei hilft, erfolgreich zu sein.“ —Napoleon Hill

Hier ist ein Beispiel dafür, wie kollaborative Führung funktionieren kann. Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Lead-Designer, der für ein kleines Team von Junior-Designern verantwortlich ist. Wenn ein Designer Schwierigkeiten hat, das richtige Logo zu entwickeln, könnten Sie eine Creative Session zum Brainstormen ansetzen. Das gesamte Team von Designern würde zusammen Ideen austauschen und zu weiterentwickeln. Auch wenn Sie als erfahrener Designer eine klare Vorstellung davon hatten, wie sie sich der Erstellung des Logos nähern könnten, haben Sie diese Ihren Teammitgliedern nicht aufgedrängt. Stattdessen haben Sie einem Team von Designern das Wort erteilt, um Ideen auszutauschen und auf den Vorschlägen des jeweils anderen aufzubauen. Ihre Mitarbeiter hatten auf diese Art wahrscheinlich viel mehr Ideen und Perspektiven als beim puren Befolgen einer Anweisung.

Dieses Szenario mag je nach Fachgebiet vertraut klingen oder vielleicht einfach nur nach einem typischen Gespräch am Arbeitsplatz. Aber es ist eigentlich ein qualitatives, wenn auch kleines Beispiel für gelungene Zusammenarbeit in Gruppen. Niemand zögert, um Hilfe zu bitten, und alle sind bereit zusammenzuarbeiten, um ein besseres Ergebnis zu erzielen. Als Manager bitten Sie Ihr Team um Unterstützung, anstatt schnell die erstbeste Lösung zu bevorzugen, die Ihnen einfällt. Kollaborative Führung müssen Sie nicht unbedingt sofort und ganzheitlich umsetzen – Sie können mit kleinen Schritten beginnen.

Kollaborative Fähigkeiten sind nicht unbedingt allen Managern gegeben. Sie können sicherlich entwickelt werden, aber es ist wahrscheinlich, dass Sie beim Gedanken an Ihr Büro einige Kollegen identifizieren können, die von Natur aus eine kollaborative Ader besitzen. Lassen Sie uns einen Blick auf einige der Merkmale eines kollaborativen Managers und von kollaborativen Teams im Allgemeinen werfen. Denken Sie während des Lesens daran, dass dies kein Alles-oder-Nichts-Führungsstil ist, also nehmen Sie sich die Zeit, darüber nachzudenken, wie und wo das Einbringen dieses Stils einen positiven Effekt auf die Themen innerhalb Ihrer Organisation haben könnte.

Ein kollaborativer Manager …

team working together

Baut Beziehungen auf.

Wahre Zusammenarbeit hängt stark von den authentischen Beziehungen zwischen den Beteiligten ab. Es wäre verfehlt, Teammitglieder zusammenzubringen und zu erwarten, dass sie sofort gut zusammenarbeiten. Teambuilding-Aktivitäten, die so einfach sind wie regelmäßige After-Work-Getränke in der Anfangsphase der Tätigkeit eines neuen Mitarbeiters, helfen dem Manager, Bindungen zu seinen Teamkollegen aufzubauen, die darauf einzahlen, gemeinsam innovativ zu sein.

Verzichtet auf die Kontrolle.

Ein guter Teamleiter versteht, dass niemand jemals die völlige Kontrolle über eine Situation hat. Indem er versucht, seine Teams dazu zu inspirieren, gute Leistungen zu erbringen, anstatt sie eisern zu kontrollieren, schafft eine kollaborative Führungskraft eine Atmosphäre, die es den Teammitgliedern leicht macht, ihr Selbstvertrauen zu steigern.

Baut auf Vertrauen auf.

„Denken Sie daran, dass Teamarbeit mit dem Aufbau von Vertrauen beginnt. Und der einzige Weg, um das zu tun, ist, unser Verlangen nach Unverwundbarkeit zu überwinden.“ – Patrick Lencioni

Vertrauen ist der Klebstoff, der ein interaktives Team zusammenhält. Ein kollaborativer Leiter versucht, das Vertrauen seiner Teammitglieder in sich selbst und ineinander aufzubauen. Durch offene Kommunikation, Informationsaustausch, Freundschaften und Zusammenarbeit lernen die Mitarbeiter, einander zu vertrauen und das Vertrauen, das sie von den anderen bekommen, in gleicher Weise zurückzugeben.

Benötigt eine Vielzahl von Fähigkeiten.

Kollaborative Führungskräfte brauchen Fähigkeiten, die auf allen Ebenen einen hohen Wert darstellen. Managementfähigkeiten wie Analysestärke, Motivationsvermögen und gute Planungskompetenz sind ideal gepaart mit berufsspezifischen Qualifikationen, die sie mit mehreren Mitgliedern ihres Teams teilen.

Sieht Strategie als Teamsport.

Wenn die Mission eines Unternehmens nur dem Management obliegt, kann sie niemals einer effektiven Motivation für Mitarbeiter dienen. Kollaborative Führungskräfte verstehen das und bemühen sich, ihre Teammitglieder in den Planungsprozess einzubeziehen, sodass jeder ein persönliches Interesse an der Zukunft seines Unternehmens hat.

Geht Risiken ein.

Ohne die Freiheit und das Vertrauen darauf, Risiken eingehen zu können, haben Mitarbeiter Schwierigkeiten, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Wirklich kollaborative Führungskräfte erkennen das und zielen darauf ab, eine Teamumgebung zu schaffen, in der sich die Mitglieder wohl fühlen, wenn sie kreative Risiken eingehen.

Respektiert die Vielfalt.

Eine Studie an der University of Michigan ergab, dass Mitglieder mit unterschiedlichen Kenntnissen und Fähigkeiten bei der Lösung einer schwierigen Aufgabe noch besser abschneiden als homogene Teams, die sich aus Mitgliedern mit einer höheren, gleichartigen Expertise zusammensetzen. Dies ergibt Sinn, wenn man darüber nachdenkt: Diversität nimmt die Gruppenmitglieder in die Pflicht, andere Perspektiven als ihre eigenen zu berücksichtigen, während homogene, ebenso hoch qualifizierte Teams, häufig Gefahr laufen, einen Echoraum zu schaffen, der den Status quo verstärkt. Echte Teamplayer bilden vielfältige Teams, die gut zusammenarbeiten.

Nimmt keinerlei Rücksicht auf die Silomentalität.

Ob es sich nun um einzelne Teammitglieder oder ganze Abteilungen handelt – wenn Informationen nicht ausgetauscht werden, resultieren daraus Machtkämpfe, Entlassungen und Terminüberschreitungen. Darunter leiden am Ende immer die Produktivität und auch der Unternehmenserfolg.

Wenn sie richtig umgesetzt wird, kommt kollaborative Führung allen zugute. Wenn die Interessengruppen die Lasten der anderen teilen, teilen sie auch die Ziele der anderen. In einem integrativen Umfeld werden der Stress, aber auch jeder Erfolg gleichmäßiger verteilt und die Produktivität und Innovationskraft erhöht.

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