Vorgesetztenbeurteilung: Warum Feedback an den Vorgesetzten wichtig ist

von Daniel Hannig

Wie verläuft die Feedbackvergabe in Ihrem Unternehmen? Spielt sie sich lateral zwischen Mitarbeitern ab? Oder bevorzugen Sie einen traditionelleren Top-Down-Approach bei dem Vorgesetzte Mitarbeitergespräche führen? Was Sie aber möglicherweise bei der Beurteilung von Produktivität, Leistung und der Qualität der Arbeit, die Ihr Unternehmen erbringt, übersehen, ist eine weitere Perspektive. Nämlich die nach oben – Feedback an den Vorgesetzten.

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Das Feedback an den Vorgesetzten stellt die konventionelle Methode der Mitarbeiterbeurteilung auf den Kopf. Das Management bewertet nicht den Mitarbeiter, sondern der Mitarbeiter das Management (in kurz: Vorgesetztenbeurteilung). Wenn Sie davon überzeugt sind, dass das Management Ihres Unternehmens sich optimal entwickelt, dann nehmen Sie sich in Acht: laut einer Harvard Business Review Studie gaben 58 Prozent der Befragten an, dass sie wildfremden Menschen mehr vertrauen als ihrem eigenen Vorgesetzten. Eine mangelnde Wertschätzung nannten 79 Prozent der Mitarbeiter als Hauptgrund für ihre Kündigung.

Hin und wieder bekommt jeder mal das Gefühl, er müsse sich bei der Arbeit im Beisein der Vorgesetzten auf die Zunge beißen. Diese Ressentiments können sich mit der Zeit jedoch verhärten. Indem man Feedback von Mitarbeitern im Rahmen einer Vorgesetztenbeurteilung einholt, kann man, statt von einer Kündigung überrascht zu werden, kleinere Anliegen direkt aus dem Weg schaffen.

Das “Aufwärtsfeedback” einzuführen ist jedoch einfacher gesagt als getan. Von einem Mitarbeiter zu verlangen Kritik am Chef zu äußern, ist eine knifflige Angelegenheit. Es spielen viele komplexe soziale Faktoren eine Rolle, was bedeutet, dass gemeinsame Werte die Grundlage für eine erfolgreiche Managerbeurteilung am Arbeitsplatz sind. Gemeinsame Werte Ihrer Mitarbeiter zu akzeptieren sorgt dafür, dass das Feedback an das Management fair, präzise und hilfreich ist. Im Folgenden sind die Eigenschaften aufgeführt, die eine offene Feedbackkultur am Arbeitsplatz ermöglichen.

Vertrauen zwischgen Vorgesetzten und Mitarbeitern

Es ist in erster Linie wichtig, dass Ihre Mitarbeiter darauf vertrauen können, dass ihr ehrliches Feedback ernst genommen wird. Sie müssen das Gefühl bekommen, dass sie Probleme offen ansprechen können ohne als Folge dafür bestraft oder bei beruflichen Chancen benachteiligt zu werden.

Mitarbeiter könnten auch befürchten, dass ihr Feedback als Jammern oder als Schwäche interpretiert werden könnte. Wenn ein Mitarbeiter infolge von Missmanagement Probleme hat das unrealistische Arbeitspensum zu bewältigen, leidet er womöglich lieber im Stillen, als dass er Gefahr läuft vor seinem Vorgesetzten faul auszusehen. In diesem Fall liegt es an dem fehlenden Vertrauen innerhalb des Unternehmens. Folgich muss Vertrauen etabliert werden, damit Mitarbeiter überhaupt erst wagen Äußerungen zu machen.

Wie Sie Vertrauen aufbauen

Halten sie mit Ihren Mitarbeitern regelmäßig Einzelgespräche. So lernen Sie sich gegenseitig nicht nur als Arbeitskollegen besser kennen, sondern auch als Menschen, die sich gegenübersitzen. Dabei finden Sie heraus welchen Hobbys sie nachgehen, wie sie ihr Wochenende verbracht haben, und was ihnen wichtig ist. Im Gegenzug erscheinen Sie ihnen nicht mehr als bedrohliche Autoritätsfigur, sondern als jemanden, mit dem sie offen reden können. Mehr über das Leben seiner Mitarbeiter zu wissen sorgt für bessere Managemententscheidungen – beispielsweise indem man die tägliche Arbeit eines Mitarbeiters erleichtert, wenn man weiß, dass es einen Krankheitsfall im Verwandtenkreis gibt. Auch die besonderen Talente eines Mitarbeiters könnten von Vorteil sein. Wenn jemand ein leidenschaftlicher Fotograf ist, liegt es nahe sie oder ihn aufzufordern, die Mitarbeiterfotos für die Unternehmenswebsite zu machen.

Ehrlichkeit

Wenn das, was Sie am meisten zu hören bekommen, „Sie sind der beste Chef aller Zeiten!“ ist, dann muss ich Sie leider davor warnen, dass dies eine weniger ehrliche Aussage sein könnte. Innerhalb jedes Unternehmens gibt es Menschen, die glauben, dass das Verteilen von Komplimenten ihnen Vorteile verschafft (und manchmal tun sie das auch!). Aber so schön es auch sein mag schmeichelhaftes Feedback zu bekommen, hilft es Ihrem Unternehmen nicht weiter.

Sie benötigen Mitarbeiter, die Ihnen gegenüber ehrlich sein können. Während manch ein Mitarbeiter kein Problem damit hat Kritik am Management zu äußern, mögen andere zögerlicher sein. Ihre introvertierteren Mitarbeiter verdienen es ebenso angehört zu werden. Als Unternehmen werden sie ihren Mitarbeitern vermitteln müssen, dass Ehrlichkeit einen hohen Stellenwert hat und daher wünschenswert ist.

Wie man Ehrlichkeit fördert

Anonyme Mitarbeiterbefragungen dienen als hervorragendes Werkzeug, um ehrliches Feedback zu entlocken. Wenn die Menschen, die mit einem zusammenarbeiten, Schwierigkeiten haben direkte Kritik zu äußern, bietet ihnen eine anonyme Befragung die nötige Sicherheit die Dinge beim Namen zu nennen. Ein weiterer Vorteil von Befragungen ist, sonst schlecht erkennbare Emotionen in handliche Daten umzuwandeln. Während die Anliegen einzelner Mitarbeiter kaum zu bewältigen erscheinen mögen, liefern Befragungen hingegen Kenndaten, die man gruppieren und priorisieren kann. Sollten Ihre Befragungen beispielsweise ergeben, dass 90% Ihrer Mitarbeiter sich nicht wertgeschätzt fühlen, könnten Sie aufgrund dessen ein Programm für Mitarbeiteranerkennung einführen.

Respekt

Selbstverständlich respektieren Sie Ihre Mitarbeiter, und sie wiederum respektieren Sie. Sonst wäre es fast unmöglich überhaupt etwas zustande zu bringen. Aber Respekt am Arbeitsplatz beschränkt sich nicht nur darauf, wie Arbeitskollegen sich gegenseitig behandeln, sondern beinhaltet auch, wie auf abweichende Meinungen reagiert wird. Mitarbeiter und deren Vorgesetzte wenden unterschiedliche Schemata an – gemeint sind kognitive Rahmenbedingungen, die bestimmen wie sie Informationen ordnen und interpretieren.

Das Schema des Vorgesetzen befasst sich mit umfangreichen Problemen und Lösungen. Der Vorgesetzte kann möglicherweise über einzelne Hindernisse hinwegsehen, wenn diese Hindernisse das Unternehmensergebnis nicht erheblich beeinträchtigen. Das Schema eines Mitarbeiters ist jedoch darauf ausgerichtet, wie eine spezielle Aufgabe in einem größeren Projekt ausgeführt werden kann. Daher wirkt sich ein Hindernis in diesem Rahmen vielleicht nicht im erheblichem Maße auf die Profitabilität des Unternehmens aus, aber verringert mit zunehmender Dauer die Produktivität des Mitarbeiters.

Genauso wie innerhalb eines Managementschemas von Mitarbeitern üblicherweise erwartet wird den Job „einfach fertig zu bekommen“, ist der gängige Gedanke eines Mitarbeiters, dass das Management den Bezug zur Realität verloren hat. Wichtig ist, dass man die Vorurteile beider Schemata erkennt, damit sie kein Hindernis darstellen.

Wie man Respekt fördert

Dieses Ziel umzusetzen ist leicht und schwierig zugleich. Leicht, weil es nicht viel Kraft erfordert, jemandem zuzuhören oder sich freundlich und annehmend zu verhalten. Schwierig, weil es keine Universalmethode für die Implementierung von Aktivitäten oder Programmen gibt, um gegenseitigen Respekt zu erzeugen. Jedoch hilft es aktiv an Mitarbeitern und ihren Projekten interessiert zu sein, und Dankbarkeit für erhaltenes Feedback zu zeigen, um Vertrauen zu formen. Geben Sie Ihren Mitarbeitern die Möglichkeit sich bei der Arbeit in ihrer eigenen Haut wohlzufühlen – unabhängig davon ob Sie sich nach ihren Hobbies erkundigen oder einfach am Kaffeeautomaten etwas miteinander plaudern.

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Aufgeschlossen bleiben bei der Vorgesetztenbeurteilung

Irgendwann bekommen Sie sehr wahrscheinlich auch Feedback, dem Sie nicht zustimmen können. Wenn dies vorkommt, hinterfragen Sie womöglich schnell die Motivation des Kritikers. Will sich jemand sein eigenes Süppchen kochen? Ist Ihnen kurz vor dem Abschicken der Befragung ein ehrlicher, auch wenn ärgerlicher, Fehler unterlaufen? Es ist normal, sich darüber Gedanken zu machen, wie jemand einen anderen Eindruck bekommen konnte, als den, den man beabsichtigt hatte. Trotzdem ist Feedback nur hilfreich, wenn es eine positive Veränderung hervorruft. Menschen und Prozesse können sich immer positiv verändern bzw. verbessert werden, und ein anpassungsfähiges Unternehmen stellt eine wahre Stärke dar.

Wie man aufgeschlossen bleibt

Treten Sie zunächst einen Schritt zurück. Die richtige Perspektive zu haben ist hier entscheidend. Wenn es nämlich darum geht Feedback an Vorgesetzte im Rahmen einer Vorgesetztenbeurteilung zu bewerten, kann es bei Ihnen schnell zu einem Gang durch ein Minenfeld werden. Eine Art und Weise sich nicht von der Kritik der Mitarbeiter emotional beeinflussen zu lassen, ist erst einmal Abstand zu nehmen, um einen klareren Blick auf die Situation zu bekommen. Möglicherweise überrascht es Sie, wie ein Kommentar, der für sie anfangs nicht nachvollziehbar war, auf einmal viel Sinn ergibt. Ein sehr gutes Anzeichen dafür, dass Sie auf dem richtigen Weg sind, ist, dass Sie gerade diesen Artikel lesen. Eine Feedbackkultur zu etablieren kann man nicht allein – man braucht dazu alle Beteiligten eines Unternehmens. Wenn Sie auf diese Seite gestoßen sind, dann haben Sie bereits erkannt, wie wichtig es ist, alle Mitarbeiter Ihres Unternehmens ins Boot zu holen und nun möchten Sie wissen, wie man dies anstellt. Jetzt, wo Sie den Ball ins Rollen gebracht haben, sind Sie auf dem besten Weg eine offenere und umfassendere Unternehmenskultur ins Leben zu rufen.

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