Transaktionale Führung: Strukturiert aber Steif

Daniel Hannig
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Daniel Hannig

Sie sind gerade auf der Suche nach einem neuen Job und finden eine Anzeige die Ihren Kompetenzen entspricht. Zusätzlich wirbt dieses Unternehmen mit attraktiver Vergütung, klarer Struktur der Arbeitsabläufe und transparenten Zielen. Hört sich doch gar nicht so schlecht an, oder? Aber ist das alles was man von einem Job und dem Management erwarten darf? Gibt es da nicht noch mehr zu holen? Lesen Sie im letzten Teil unserer Themenreihe über Führungsstile warum Unternehmen die nur transaktionale Führung anwenden nicht mehr zeitgemäß sind, das einzelne Konzept jedoch nach wie vor für uns relevant bleibt.

Was ist transaktionale Führung?

Wie der Name schon sagt, steht bei diesem Führungsstil eine Transaktion im Vordergrund, nämlich Geld gegen Leistung. Es handelt sich also um ein sachliches Austauschverhältnis zwischen Mitarbeiter und Unternehmen, wobei den Mitarbeitern unterstellt wird aus rein extrinsischer Motivation heraus zu arbeiten. In anderen Worten: Sie arbeiten um Geld zu verdienen, nicht mehr und nicht weniger. Wer mehr leistet, erhält ein höheres Honorar in Form von Boni, Zulagen oder Gehaltsanpassungen und erarbeitet sich zudem bessere Karrierechancen. Andersherum wird mangelnde Leistung durch Sanktionen bestraft. Kurt Lewin, den wir in unserem zweiten Artikel zum Thema laissez-faire Führung an mehreren Stellen erwähnen, würde in Bezug auf dieses Führungsverhalten wohl am Ehesten von einem „autoritärem Führungsstil“ sprechen.

Welche Merkmale zeichnen transaktionale Führung aus?

Im Gegensatz zur transformationalen Führung ist transaktionale Führung im Unternehmen von klaren Merkmalen gekennzeichnet. Die Verteilung und Ausführung der Aufgaben werden deutlich von den Managern festgelegt, die Arbeitszeiten sind fest vorgegeben und die Ziele des Unternehmens werden transparent an die Mitarbeiter kommuniziert. Ein Beispiel aus meiner Studentenzeit:

<i>Sachbearbeiter Daniel kommt ins Büro und beginnt seinen Tag. Dieser beginnt um 8:00 Uhr und endet acht Stunden später. Von 12:00 bis 12:30 Uhr ist Mittagspause. Die ausgeführten Tätigkeiten, sowie Pausen jeglicher Art werden elektronisch in einer Excel Tabelle erfasst. Die Aufgaben von XY umfassen das Überprüfen und die Betreuung von Mietverträgen. Ein gewisses Arbeitspensum ist vorgegeben. Erreicht er das vorgegebene Arbeitspensum, bekommt er am Ende des Monats den vertraglich vereinbarten Lohn. Hat er wesentlich mehr erreicht als vorgegeben, bekommt er einen Bonus. Liegt seine Leistung dauerhaft unter dem festgelegten Pensum, wird er als Mitarbeiter ersetzt.

Vorteile und Nachteile von transaktionaler Führung

Klare Regeln und definierte Ziele führen bei Mitarbeitern zu Handlungssicherheit. Besonders wirksam kann das bei Routinetätigkeiten sein. Wir haben in einem separaten Artikel zum Thema Unternehmenszweck bereits beschrieben, dass manche Unternehmen, aufgrund ihres Tätigkeitsbereiches, wenige Anhaltspunkte für Manager bieten, um Mitarbeiter intrinsisch für die Vision und Mission des Unternehmens zu motivieren. In einem solchen Unternehmen bietet es sich deshalb umso mehr an, transaktionale Führung anzuwenden und die Wertschätzung der Mitarbeiter mit attraktiver Vergütung und klarer Struktur im Hinblick auf die Arbeitsabläufe zu gewinnen. Insbesondere die vom Manager klar vorgegebene Struktur und die transparente Kommunikation der Ziele, kann in einem solchen Fall bei den Mitarbeitern zur erhöhter und aufgabenorientierter Arbeitsweise führen.  

Der Nachteil an einem solchen Führungsverhalten besteht darin, dass die Mitarbeiter Gefahr laufen die Lust am Beruf zu verlieren. Wer transaktional führt, hat im Grunde genommen zwei Möglichkeiten, um auf die Ergebnisse seiner Mitarbeiter einzugehen: Wer gut arbeitet wird entsprechend entlohnt, und wer schlecht arbeitet wird sanktioniert. Bei einem so kleinen Spektrum an Reaktionen bezüglich der erbrachten Arbeit, kann es schnell passieren, dass Mitarbeiter emotional abstumpfen und die Motivation an der Arbeit verlieren, was dann schlechtere Leistungen zur Folge hat.

Wir haben letzte Woche über die transformationale Führung geschrieben und haben dort festgestellt, dass der große Nachteil dieses Führungsstils darin besteht, dass „heroische” Aspekte wie Charisma und Einfühlsamkeit übermäßig betont werden und zu wenig auf Konzepte eingegangen wird, die näher am Unternehmen stehen. Konzepte mit „Hand und Fuß” sozusagen. Aber was wäre denn, wenn man die Soft Skills der transformationalen Führung mit der Zieltransparenz und klaren Arbeitsstruktur der transaktionalen Führung verbinden würde?

Die Mischung macht’s

Es wird oft angepriesen, dass eine Mischung der beiden Varianten zu einem maximalen Erfolgserlebnis führen kann, und das zu Recht! Denn seien wir mal ehrlich, ein Manager kann noch so charismatisch und intellektuell stimulierend sein, wenn das Gehalt nicht stimmt oder dieser Manager absolut nicht in der dazu Lage ist, eine klare Zielsetzung zu kommunizieren, verliert man als Mitarbeiter schnell die Motivation. Ist man hingegen finanziell und im Hinblick auf die Arbeitsbelastung zufrieden, aber aufgrund der Tätigkeit und Passivität des Managers auf der Arbeit zu Tode gelangweilt, tritt der oben schon erwähnte Motivationsverlust auch ein. Die optimale Mischung besteht also aus charismatischen und inspirierenden Managern, die die Mitarbeiter durch Persönlichkeit, aber auch durch Klarheit und Strukturiertheit für sich gewinnen können. Zudem werden diese Charakteristika nochmal amplifiziert, wenn solche Manager in einem transparenten Unternehmen arbeiten, dass die Mitarbeiter fair bezahlt. 

Natürlich ist diese Beschreibung kein allgemeines Erfolgsrezept. Jedes Unternehmen muss selber erkennen, welche Mischung den maximalen Erfolg im konkreten Fall herbeiführen kann. Ist zum Beispiel ein Unternehmen hauptsächlich von standardisierten Prozessen geleitet, so macht es mehr Sinn den Schwerpunkt auf transaktionale Führung zu setzen. Ist das Unternehmen jedoch eher von kreativer Arbeit geprägt, macht eine Akzentuierung der transformationalen Merkmale mehr Sinn. 

Es bietet sich folgendes Beispiel für ein Unternehmen an, das eine Mischform beider Führungsstile anwendet:                 

Software Developerin Honest Lee kommt morgens ins Büro. Sie ist immer pünktlich um 08:00 Uhr da, hat aber stets die Möglichkeit zwischen 08:00 und 09:30 ihren Tag zu beginnen. Manche Tage enden früher, manche später, je nachdem wieviel Arbeit gerade ansteht. Sie hat gewisse Routineaufgaben, die sie jede Woche fertigstellen muss, wird aber auch öfters mit Planänderungen oder unvorhersehbaren Aufgaben konfrontiert, die spontan gelöst werden. Ihre Chefin führt das Team weniger mit finanziellen Anreizen, sondern beeinflusst ihre Mitarbeiter vielmehr durch Vision und der Aufrechterhaltung einer gesunden Unternehmenskultur, die auch konstant von den Mitarbeitern beeinflusst wird. Vierteljährlich wird unternehmensweit ein gesamter Tag reserviert um Teamintern die Quartalsziele klar zu definieren und deren Umsetzungsstrategie zu entwickeln. YZ hat einen fixen Zahltag und ein fixes Gehalt, das dem Durchschnitt der Branche entspricht. 

Was wir über Führungsstile aus unserer Themenreihe mitnehmen sollten

Die transaktionale Führung im Unternehmen stellt das Ende unserer Themenreihe über Führungsstile dar. Was wir mitnehmen können ist, dass die perfekte Führungsmethode nicht existiert. Ähnlich wie ein lebender Organismus, verändert sich ein Arbeitsplatz kontinuierlich; Sei es aufgrund eines Generationenwechsels, einer Expansion des Tätigkeitsbereiches oder genereller interner Umstrukturierung ‒ Veränderung ist unausweichlich. Eben deshalb muss auch das Management flexibel bleiben und Veränderung initiieren, vielleicht sogar Veränderung zum Teil ihrer Vorgehensweise machen. Wo früher transaktionale Führung gereicht hat, verlangt es heute vielleicht mehr nach Kommunikation oder intrinsischer Motivation. Umgekehrt kann auch ein vermehrtes Verlangen nach transaktionaler Führung in einem Unternehmen aufkommen, dass aufgrund seiner laissez-faire Führung und fehlender Struktur kurz vor der Pleite steht.   

Unsere Redaktion hofft, dass diese Themenreihe für Sie einen Mehrwert geschaffen hat, und wenn es auch nur Spaß beim Lesen war. Uns würde zudem interessieren welche unterschiedlichen Führungsstile in Ihrem Unternehmen ausgeprägt sind und welchen Stil Sie als am effektivsten empfinden?

Befragen Sie Ihre Mitarbeitenden zu Ihrem Führungsstil

Daniel Hannig
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Daniel Hannig
Daniel ist Content Marketing Specialist bei Honestly. Mit über fünf Jahren Erfahrung in diversen Startups und Scaleups, die Teamwork und Respekt immer an erster Stelle führten, basiert Daniels Expertise im Bereich Mitarbeiterengagement stets auf seinen eigenen Erfahrungen. Zum Thema Mitarbeiterengagement schreibt Daniel Artikel, hält Podcasts, führt themenbezogene Webinare und tut dies mit stets wachsender Begeisterung.

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